Reale vs. virtuelle Exkursion
Digitale Medien gewinnen im Alltag und in der Schule immer mehr an Bedeutung. Im Erdkundeunter-richt bietet sich vor allem der Einsatz virtueller Exkursionen an. Dabei können Schülerinnen und Schü-ler vom Klassenraum aus mithilfe von Tablets, Laptops oder Smartphones in entfernte Gebiete „rei-sen“ und diese erkunden. Jedoch stellen gerade Exkursionen in den Realraum einen wichtigen Be-standteil innerhalb der Geographie dar, welches der Spruch „Des Geographen Anfang und Ende ist und bleibt das Gelände!“ verdeutlicht. Damit stellt sich nun also die Frage, ob eine virtuelle Exkursion eine Exkursion in den Realraum ersetzen könnte.
Dieser Frage komme ich im Rahmen meiner Masterarbeit nach, wobei ich mich auf die motivationalen Aspekte aus der Sicht der Lernenden konzentriere. Betreut wird meine Arbeit von Dr. Nadine Tiggel-beck, die am Gymnasium Damme als Lehrerin und an der Universität als Dozentin tätig ist und Prof. Dr. Joachim Härtling, der an der Universität Osnabrück lehrt. Um die Forschungsfrage beantworten zu können, habe ich mit zwei fünften Klassen des Gymnasiums Damme, die beide von Wassiliki Miliou unterrichtet werden, Exkursionen durchgeführt. Die Klasse 5c ist für einen Schultag nach Osnabrück gefahren und hat sich vor Ort mit den Spuren der mittelalterlichen Stadt beschäftigt. Die Klasse 5e hat zwei Tage später im Prinzip die gleiche Exkursion durchgeführt, aber aus ihrem Klassenraum heraus mithilfe des Einsatzes von Tablets. Bei beiden Exkursionen haben die Schülerinnen und Schüler ein Feldbuch erhalten, in dem sich alle Aufgaben und benötigten Materialien befinden. Insgesamt gab es sechs Stationen und eine Abschlussstation zu bearbeiten, welche sich mit verschiedenen Merkmalen der mittelalterlichen Stadt beschäftigt haben. Vor dem Dom haben sich die Lernenden mit dem Aufbau einer mittelalterlichen Stadt und der Entstehungsgeschichte von Osnabrück im Mittelalter beschäftigt. Auf dem Marktplatz folgten dann Stationen zur Marienkirche und dem Handel im Mittel-alter. Weiterhin sind die Schülerinnen und Schüler vom Heger Tor aus einem Teil der mittelalterlichen Stadtmauer gefolgt und es wurde der Hexengang hinter dem Sankt Petrus Dom durchquert. Zum Schluss sollten noch einmal alle Merkmale zusammengetragen werden, die die Lernenden während ihrer Exkursion wahrgenommen haben. Diese Stationen waren bei beiden Exkursionen die gleichen, jedoch wurden sie mit unterschiedlichen Methoden umgesetzt. Während sich die 5c das mittelalterli-che Stadtmodell von Osnabrück vor dem Sankt Petrus Dom mit eigenen Augen anschauen konnten, konnte die 5e dieses Modell in 3D auf dem Tablet betrachten, drehen und verschieben. Oder die 5e konnte durch den Einsatz von Videos einem Teil der mittelalterlichen Stadtmauer folgen. Die 5c ist diesen Weg selbst abgelaufen. So konnte mit beiden Klassen die gleiche Exkursion durchgeführt wer-den, einmal vor Ort und einmal in digital. Um zu erheben, bei welcher Exkursion die Motivation der Schülerinnen und Schüler größer war, wurde ein anonymisierter, standardisierter Fragebogen einge-setzt. Diesen haben beide Klassen im Anschluss an die Exkursion ausgefüllt.
Bei der Auswertung hat sich gezeigt, dass im Rahmen meiner Untersuchung die virtuelle Exkursion aus Sicht der Lernenden das Potential besitzt, die Exkursion in den Realraum zu ersetzen. Die ver-schiedenen Aspekte der Exkursionen, zu denen der Inhalt, die Methoden/ Materialien, der Motivati-ons-/ Spaßfaktor und das Interesse gehören, erhielten bei der virtuellen Exkursion insgesamt bessere Bewertungen als bei der Exkursion in den Realraum. Jedoch muss bei diesen Ergebnissen beachtet werden, dass aufgrund der geringen Stichprobengröße eine Generalisierung der Ergebnisse auf ande-re Klassen, Personen, Situationen oder Zeitpunkte nicht möglich ist. Weiterhin haben beide Klassen nur eine der Exkursionsformen kennengelernt, wodurch sich schlechter abschätzen lässt, ob sie die andere Form als besser, schlechter oder genauso gut empfunden hätten.
Alina Ehlers