Oberstudiendirektor Ludger Kässens bringt es auf den Punkt: „Ihr habt unsere Lachmuskeln strapaziert. Das war ganz großes Theater“, würdigte der Schulleiter des Gymnasiums Damme die gelungene Premiere des neuen Theaterstücks mit dem Titel „Es war die Nachtigall und nicht die Leiche!“. Der „Mordsspaß“ aus der Feder von Christine Steinwasser lässt schon aufgrund seines Titels viel Wortwitz vermuten.
In der Tat bringt das Ensemble um die beiden Regisseure, Oberstudienrat Michael Sieve und Studiendirektor Franz-Dirk Willenbrink, das Publikum gleich an zahlreichen Stellen zum Lachen, obwohl das ganze doch „eine ernste Angelegenheit“ sei.
„Das soll keinen Spaß machen!“, gibt Bürgermeisterin Veleda Delventhal (gespielt von Annalena Moormann) allen Akteuren unmissverständlich zu verstehen. Schließlich habe es sich die amtierende Bürgermeisterin nun mal in den Kopf gesetzt, aus ihrem beschaulichdörflichen Obermurzelhausen „das neue Hollywood“ zu machen, um so ihre Chancen auf Wiederwahl und möglichst viele Wählerstimmen erhöhen zu können. Der Zuschauer ist plötzlich mittendrin in einem Theater, in dem es abermals um Theater geht. Um William Shakespeares „Romeo und Julia“ mit ihrer Laienspielgruppe professionell aufführen zu können, engagiert die gewitzte Kommunalpolitikerin einen bekannten Regisseur (souverän gespielt von Leon Hanker), eine bekannte Schauspielerin (Maria Winkelmann) und einen Profi-Schauspieler (Oliver Scherwitzki). Das Problem: Bereits nach der 1. Probe gibt es zwei Leichen unter den Schauspielern. Das ruft die übereifrige Hauptkommissarin Herta Hinrichter (Kimberly Böning) auf den Plan, die hastig ihre Ermittlungen aufnimmt, voreilig ihre Schlüsse zieht, sodass die Verwirrungen komplett sind. Die Komödie bleibt sich treu: Nichts ist so, wie es am Anfang scheint und der Zuschauer hat doch allen Grund zum Lachen, obwohl zwei Morde geschehen. Die 13 Schauspieler sind Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 9 bis 13 und seit Beginn des Schuljahres als Mitglieder der Theater-Arbeitsgemeinschaft dabei. „Im September vergangenen Jahres sind wir auch schon mit den ersten Vorbereitungen angefangen“, sagte ein sichtlich zufriedener Studiendirektor Willenbrink, der seit 18 Jahren zusammen mit seinem Kollegen Sieve, Fachobmann für Deutsch, die Theater-AG der Schule leitet.
„Das habt ihr toll gemacht“, lobte Willenbrink nach dem letzten Vorhang die Akteure. „Für mich ist das Theaterspielen ein willkommener Ausgleich für das Abiturlernen“, sagte Leon Hanker. Der angehende Abiturient schreibt seine Leistungskursklausuren in Physik, Informatik und Englisch. „Den Text für das Theater habe ich vorher gelernt“, so der 19 -Jährige, der mittlerweile zum 3. Mal innerhalb der Theater-AG auf der Bühne steht.
Schauspielkollege Oliver Scherwitzki ist zum 2. Mal dabei. Den ebenfalls 19 Jahre alten angehenden Abiturienten ziehe es anschließend tatsächlich auf die „Bretter, die die Welt bedeuten“. Scherwitzki will auch im wahren Leben Schauspieler werden. Dazu werde er nach eigenen Angaben ab September nach London gehen, um eine Universität mit Schauspielprogramm zu besuchen. Eine „Traumrolle“ hat der Nachwuchsschauspieler ebenfalls schon: „Marvel hat es mir angetan!“ Emma Dietzel (16) spielt mit, weil sie „nicht gut vor Leuten sprechen“ könne. „Ich bin der Meinung, dass dafür auf der Bühne der beste Platz zum Üben ist“, sagt die Schülerin des Jahrgangs 11, die zwar vorher „ein bisschen aufgeregt“ sei, aber „keine Spur von Lampenfieber“ habe.
Jan Röttgers (Oldenburgische Volkszeitung, 21. April 2023)
Weiterer Bericht in der Oldenburgischen Volkszeitung vom 20. April 2023: „Wo Obermurzelhausen Hollywood ablöst“