Drei Jahre WPU Deutsch – meine „Ausbildung” zur Journalistin

6. Juli 2021Allgemein, Bildungsangebote, WPU

Ein Erfahrungsbericht

Jetzt sind drei Jahre Wahlpflichtunterricht Journalismus vorbei. Angefangen hat alles im August 2018: Wir, eine buntgemischte Truppe aus sechs Klassen, kannten uns kaum. Uns vereinte nur die Entscheidung, mehr über Journalismus zu lernen. Unsere Lehrerin Frau Westerkamp, die selbst als Journalistin tätig war, hat uns seitdem begleitet und vieles erklärt. Es folgten drei Jahre, in denen uns nützliche Tipps und die verschiedenen Disziplinen des Journalismus erwarteten, sowie einige Besucher, die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden. Drei Jahre, die Dauer einer Ausbildung, haben viele unterschiedliche Erfahrungen mit sich gebracht.

An unsere erste gemeinsame Unterrichtsstunde kann ich mich noch erinnern, als wäre es erst wenige Wochen her: Nachdem wir die anderen angehenden Journalisten kennengelernt hatten, wurden wir direkt mit der ersten Aufgabe konfrontiert. Am 10. August 2018 habe ich also mein erstes Interview geführt und direkt gemerkt, dass dies gar nicht so einfach ist: Interview bedeutet nicht nur Fragen stellen. Diese Erkenntnis ist mir bei unserem Einstiegs-Projekt noch öfter begegnet. Wir starteten mit einer Podcastserie zum Thema „Ankommen am Gymnasium” und befragten dazu einige Schüler aus der fünften Klasse. Ich denke, ich war nicht die einzige mit zitternden Knien, als wir unser Projekt den Fünftklässlern erklärten. Im Endeffekt haben wir diese Aufgabe aber gemeistert, auch wenn das Zusammenschneiden der Tonspuren mit „Audacity” oftmals zum Haareraufen war. Im Zusammenhang mit dem Podcast wurde uns das Interview nähergebracht. Wer hätte gedacht, wie stark eine Antwort durch die Fragestellung beeinflusst werden kann? Anwenden konnten wir unser Wissen, als wir in Teams einen „gebauten Hörfunkbeitrag” erstellt haben. Mit einem solchen Beitrag konnten wir unseren ersten Erfolg erzielen: den Sieg des Europäischen Wettbewerbs auf Landesebene, in unseren Beitrag über Influencer haben wir auch haufenweise Arbeit gesteckt. Interviews haben uns in Klasse acht noch weiter beschäftigt, sei es das Befragen unseres Schulleiters gewesen oder während des Besuchs eines Zeitungsreporters. Klaus Peter Lammert hat uns einen Einblick in die Arbeit der Zeitungsjournalisten gegeben und sein Besuch bei uns kommt mir immer in den Sinn, wenn ich die OV lese. Diese veranstaltet auch einen Wettbewerb, den sogenannten „OV Medienprofi“. Die Rechercheaufgaben haben uns richtig zum Grübeln gebracht, aber als Journalist sollte man schließlich wissen, wie man richtig recherchiert.
Zwei verschiedene Textsorten standen in unserem ersten Jahr im Mittelpunkt: Der Kommentar und das Porträt. Während man beim Verfassen eines Kommentars mit Recherche und Argumenten sein Können unter Beweis stellt, ist die Arbeit mit dem Porträt etwas nervenaufreibender. Ich werde nicht vergessen, wie ich mit schwitzigen Händen bei einer quasi fremden Person angerufen habe, um nach einem Interview zu fragen. Das hat einiges an Überwindung gekostet und hier waren wir das erste Mal auf uns alleine gestellt. Was mir da klar wurde: Das Journalistenleben ist kein Zuckerschlecken.

Nach den „journalistischen Grundlagen“ im ersten Jahr haben wir uns in der neunten Klasse zunächst mit Foto und Film beschäftigt. Zu einem guten Artikel gehört nämlich auch ein passendes Foto. Auch hier mussten wir selbst die Initiative ergreifen und nach einem Thema suchen, das sich in einer Fotoreportage darstellen lässt: Hier habe ich schnell gemerkt, dass ich auch auf mein Knowhow über das Interview zurückgreifen muss. Die Tipps für ein starkes Foto haben sich so eingeprägt, dass ich auch heute noch auf Perspektiven achte. Auf einer Exkursion zu einer Fotojournalismus-Ausstellung in der Scheune Leiber haben mich einige Motive wirklich gefesselt.
Journalisten schreiben nicht nur Texte, auch Filme können etwas übermitteln. Gemeinsam mit der Berliner Regisseurin Catharina Göllner setzten wir unsere Ideen für Kurzfilme zum Thema „no limits” in einem Drehbuchworkshop in die Tat um. Auch dieser Schritt in unserer „Ausbildung” hat mir etwas mit auf den Weg gegeben: Die erste Idee ist nicht immer die beste und es kann einige Zeit dauern, bis man eine anregende Idee gefunden hat. Brainstorming war hier definitiv gefragt.

Der Journalismus entwickelt sich ständig weiter. Online ist auch hier ein Thema und von Heiko Pohlmann, Gründer der Online-Zeitung „hasepost“, haben wir darüber Wissenswertes gehört. Auch andere Besucher in diesem Jahr beleuchteten verschiedene Seiten des Journalismus. Hängengeblieben ist das Gespräch mit dem Team des „oho Magazins“, hinter einer Zeitschrift steckt Teamarbeit. Das Highlight dieses Jahres war unser Trip nach Hannover, die Preisverleihung des n-report Preises. Unser Hörfunkbeitrag hat die Jury beeindruckt.
2020 ist unser Kurs dann in das dritte und letzte Jahr gestartet, mit Social Media. Hate Speech, der Hass im Netz, brachte mich zum Nachdenken und unsere Arbeit im WPU hat mir weitere Facetten gezeigt. Mit Verhaltensregeln für das Internet kann man dem entgegenwirken.

Als wir aufgrund von Corona längere Zeit zuhause waren, hat das unsere Tätigkeiten aber nicht gebremst: Es wurden kreative Texte geschaffen, die sich mit der Stille und dem Lockdown auseinandersetzen. Hier konnten einige Kursmitglieder mit ihrem Talent zum Schreiben von kreativen Texten überraschen. Einen Einblick in die Kategorie „Blogartikel” haben wir uns in diesem Jahr verschafft, auch auf unserem eigenen Blog haben wir unsere Werke festgehalten. Auch die Textsorte „Reportage” hatte noch etwas in sich, auch wenn das nicht so schwierig klingt. Die wichtigste Regel hier ist: „show, don´t tell”. Es macht erstaunlich viel aus, wie der Leser den Text wahrnimmt, wenn ich Gefühle und Wahrnehmungen präzise beschreibe.

Abschließend empfehle ich jedem, sich mit bestimmten Gebieten des Journalismus genauer auseinanderzusetzen. Ich habe viel gelernt in den letzten drei Jahren. Die Weise, wie ich Artikel und Bilder oder sogar ganze Magazine jetzt betrachte, hat sich durch diesen Kurs wirklich geändert. Jeder Text und jeder Besucher, der mir während dieser Zeit entgegengekommen ist, hat mir den Journalismus etwas nähergebracht. Ich konnte vieles mitnehmen, was ich auch heute noch anwende oder beachte. Hinter Journalismus steckt deutlich mehr, als Fragen stellen und fotografieren. Wahlpflichtunterricht Journalismus hat nicht nur bedeutet, Neues zu lernen. Ich habe auch einiges an Erfahrung dazugewonnen: Man muss selbst die Initiative ergreifen, sich etwas zutrauen und wenn man einige Tipps beherzigt, kann man viel erreichen!

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