„To build the best piano possible“ (Henry E. Steinway)
(han) Was haben die Carnegie Hall, die Elbphilharmonie und das Gymnasium Damme gemeinsam? – Einen D-274. Hinter dieser Modellbezeichnung verbirgt sich das Flaggschiff von Steinway & Sons, das 1,57 m breit, 2,74 m lang, eine halbe Tonne schwer ist und seine Zuhörer mit seinem exzellenten Klang verzaubert. Der große Orchester-Konzertflügel gehört zum Inventar der internationalen Bühnen und ist das Wahlinstrument der großen Pianisten.
Spätestens hier stellt sich doch die Frage, wie ein solch hochwertiges und musikalisches Meisterstück auf die Bühne des Dammer Gymnasiums kommt? Das im Jahre 1966 gegründete Gymnasium hatte sich von Anfang an das Ziel gesetzt, ein Leuchtturm des kulturellen Lebens zu sein. Dieser Anspruch wurde durch den Bau der heutigen Aula unterstrichen. Zur Einweihung der Aula im Jahr 1970 erhielt das Gymnasium den Steinway-Flügel. Ermöglicht hatte dies Conrad Leiber, Inhaber der in unmittelbarer Nähe des Gymnasiums liegenden Damenoberbekleidungsfirma Bahlmann & Leiber, durch eine sehr großzügige Spende an den Förderverein des Gymnasiums. So konnte der Steinway vom Förderverein zum Preis von 75000 DM erworben und dem Gymnasium zur Verfügung gestellt werden.
Auch wenn der große Konzertflügel direkt aus Hamburg von Steinway angeliefert wurde, so handelte es sich doch nicht um ein neues Instrument. Im Steinway-Archiv ist seine bewegte und interessante Geschichte dokumentiert. So wurde das Dammer Schmuckstück nach präziser Handarbeit 1954 fertiggestellt und im selben Jahr an einen Händler in Budapest geliefert. Dort wurde der Flügel 1958 an einen nicht näher bekannten Kunden verkauft. Überliefert ist, dass der Flügel 10 Jahre später 1968 wieder den Weg nach Hamburg antrat, um bei Steinway wieder aufgearbeitet zu werden. Am 21.11.1969 lieferte ihn Steinway nach Damme, wo er seitdem Mittelpunkt zahlreicher Konzerte, Abiturfeiern und diverser Festakte und Feierlichkeiten gewesen ist.
Zahlreiche Musiklehrer, Schüler oder Gäste haben den besonderen Klang dieses Instruments erleben können oder durften sogar selbst darauf spielen. Zu diesem privilegierten Personenkreis gehörte auch der Musiklehrer Jakob Dervenich, der Mann mit dem absoluten Gehör. Dervenich gab zahlreiche Klavierkonzerte zum Besten, an die sich viele Ehemalige noch gern erinnern. So wissen Ehemalige zu berichten, dass Lehrer Dervenich den Flügel passend zu Musikstück und Komponisten individuell stimmen ließ, um jedes Konzert zu einem besonderen Klangerlebnis und einer einmaligen Interpretation werden zu lassen. Überliefert ist auch, dass Flügel-Liebhaber Dervenich ein großer Jazz-Freund war, der sich während seines Studiums als Jazz-Pianist in Bars etwas dazuverdiente. Dass zur Wiedereinführung des Konzertflügels mit Markus Becker ein renommierter Jazz-Pianist den Steinway präsentieren wird, ist eine ganz eigene Anekdote der Geschichte.
Als im Zuge der 50-Jahr-Feier des Gymnasiums die Frage aufkam, ob der in die Jahre gekommene und deutliche Gebrauchsspuren aufzeigende stimmgewaltige Riese noch zeitgemäß sei und vielleicht durch einen kleineren, neueren Konzertflügel ersetzt werden sollte, war es wieder der Förderverein, der sich klar und eindeutig zu seinem Konzertflügel bekannte und selbstverständlich die Kosten für eine Sanierung des Flügels im Jahr 2019/20 übernommen hat, damit auch in Zukunft Schüler, Eltern, Lehrer und Gäste des Gymnasiums durch diesen großartigen Flügel ihre Liebe zur Musik entdecken können.
Aus diesem Grund steht der D-274 nicht nur in der Carnegie Hall oder der Elbphilharmonie, sondern auch bei uns im Gymnasium. Unser besonderer Dank gilt Conrad Leiber und dem Förderverein, die dieses ermöglicht haben.